
Wir brauchen eine schnelle Lösung
Die Zukunft der Biogasenergie: Ein Besuch bei Henning Schoof
Im Rahmen unserer Serie zur Innovationskraft und Bedeutung bestehender Leuchtturm-Projekte werfen wir heute einen Blick auf die Biogasanlage von Henning Schoof. Dieser Besuch, dokumentiert im Originalbericht von top agrar und weiterem Presseecho, siehe unseren Bericht in den Nürnberger Nachrichten, zeigt eindrucksvoll, wie moderne Biogas-Technologien und Engagement einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Energiewende leisten.
Mit etwa 50 Teilnehmer:innen fand die Veranstaltung auf der Biogasanlage von Henning Schoof großen Anklang. Sie unterstreicht nicht nur die Relevanz solcher Anlagen, sondern auch die zunehmende Aufmerksamkeit, die ihnen in der öffentlichen und politischen Diskussion zukommt. Weitere Berichte und Filmbeiträge sind für die kommenden Wochen geplant und werden den Dialog über die Bedeutung von Biogasanlagen für unser Energiesystem weiterführen.




topagrar vom 17.01.2025
Verfasser: Hinrich Neumann
Biogas: „Wir brauchen jetzt eine schnelle Lösung“
In Deutschland droht ein Wärmenetzsterben, wenn ab Ende des Jahres Tausende Biogasanlagen abgestellt werden. Das wurde auf einemTermin der LipperLandEnergie deutlich.
Rund 50 Interessierte informierten sich am Donnerstag (16. Januar) auf der Biogasanlage „LipperLandEnergie“ im ostwestfälischen Dörentrup über die aktuelleLage der Biogasbranche. Unter den Besuchern waren Vertreter von Politik,Landwirtschaftskammer, Landwirtschaft und Gemeinden. „Wir merken, dass sich mittlerweile nicht nur Biogasanlagenbetreiber, sondern auch Kommunen oder Gewerbebetriebe Sorgen um die Zukunft der Anlagen machen. Denn was passiert, wenn eine Anlage stillgelegt wird und plötzlich die Wärmeversorgung für ein ganzes Dorfoder einen Industriebetrieb wegbricht?“, fragt Biogasberater Dr. Christian Riessen vonder GBB Unternehmensberatung aus Hamburg.
Die LipperLandEnergie ist einer von vier Initiatoren der Kampagne „Biogas ist Zukunft,die mit Veranstaltungen wie dieser auf die Misere im Biogasbereich aufmerksam machen will.
Fünffach überbaute Anlage
Die Biogasanlage der LipperLandEnergie mit vier Satellitenstandorten hat 1,8 MW Dauerleistung und 5,6 MW installierter Leistung, ist also fünffach überbaut. Wichtigstes Merkmal ist der kugelförmige Biogasspeicher mit knapp 27.000 m Volumen, einer der größten in ganz Deutschland. Dazu kommen ein Wärmepufferspeicher mit 1.000 qm am Anlagenstandort sowie drei mit je 500 qm an drei der Satellitenstandorten. Damit hat die Anlage ein Verschiebungspotenzial von 60 Stunden. Das bedeutet: Bei Stromüberschüssen wie z.B. an vielen Wochenenden kann das BHKW 60 Stunden ruhen, während die Gasproduktion weiter läuft. „Die Anlage ist extrem zukunftsfähig aufgestellt und für die Herausforderungen im Stromnetz sehr gut gerüstet“, sagt Riessen.
Auch bezüglich Substratzusammensetzung hat Geschäftsführer Henning Schoof die Hausaufgaben gemacht: Lag der Maisanteil der im Jahr 2011 in Betrieb gegangenen Anlage wie damals üblich bei 70 % (30 % waren Gülle), konnte Schoof ihn bis heute auf knapp über 30 % senken. „Wir setzen heute andere Rohstoffe wie Zuckerrüben,Ganzpflanzensilage und Mist ein“, sagt er.
Zu große Konkurrenz
Doch all das sorgt nicht dafür, dass er sich jetzt ruhig zurücklehnen und auf das Ende der ersten Förderperiode im Jahr 2031 warten kann. Denn er ist überzeugt: „Genau wie wir haben auch viele andere zukunftsfähige Biogasanlagen gute Wärmekonzepte und eine starke Überbauung. Sie kämpfen jetzt alle um einen Zuschlag.“ Damit macht erdeutlich: Auch vermeintlich gut aufgestellte Anlagen werden angesichts des zugeringen Ausschreibungsvolumen auf der Strecke bleiben und könnten stillgelegt werden.
Vor diesem Hintergrund unterstreichen Riessen und Schoof die von der Biogaskampagne vorgeschlagene Erhöhung des Flexibilisierungszuschlags von heute 65 auf 120 €/kW. „Diese Investitionsförderung wäre auskömmlich, um die Flexibilisierungauch bei bestehenden Anlagen umzusetzen und somit diese Anlagen zukunftsfähig zumachen“, rechnet Riessen vor.
Dagegen ist das vom Fachverband Biogas vorgeschlagene Ausschreibungsvolumen von 1.800 MW wahrscheinlich nicht oder nur knapp ausreichend, da zusätzlich zu den jetzt neu ans Förderende kommenden Anlagen auch diejenigen dazukommen, die seit zwei Jahren auf einen Zuschlag warten. Hier wird es insbesondere in den nächsten zweiJahren einen massiven Nachfrageüberhang geben. „Alternativ könnte man auch festlegen, dass mit den 1.800 MW nicht die installierte, sondern die durchschnittliche Leistung, also die Bemessungsleistung gemeint ist. Dann würde es auch passen“, schlägt Riessen vor. Dann würde eine Biogasanlage, die heute 500 kW hat und 2 MW zubaut,nicht mit 2,5 MW in die Ausschreibung gehen, sondern mit der geplanten zukünftigen Leistung in Höhe von 500 kW.
Wärmekunden alarmiert
Aus diesem Grund sind mittlerweile auch viele Kommunen und andere Wärmeabnehmer alarmiert. Erste Anlagen haben die Wärmelieferverträge zum Ende des Jahres 2025 gekündigt. „Deutschland steht ein Sterben von Wärmenetzen bevor, wenn sich jetzt nicht schnell etwas ändert“, sagt Riessen.
Das Problem ist, dass die Biogasanlagen viele Wärmenetze selbst gebaut haben. „Wenn die Anlage stillgelegt wird, kann die Kommune die Netze nicht einfach übernehmen und mit einer Hackschnitzelheizung betreiben“, sagt Riessen. Werden sich Betreiber und Kommune nicht einig, müsste das Netz neu gebaut werden – ein erheblicher Kostenfaktor. Zudem ist die Biogaswärme im Vergleich zu den Alternativen sehr günstig, klimafreundlich und nachhaltig. „Das ist für viele Kommunen spätestens seit der Gaskrise 2022 ein wichtiges Plus“, sagt Schoof.
Darum hoffen die Initiatoren der Kampagne, dass wegen des drohenden Wegfalls der Wärmeversorgung auch Gemeinden, Städte und Landkreise Druck auf die Länder und die Bundespolitik ausüben. „Der Wärmemarkt ist viel größer als der Strommarkt. Das muss endlich in die Köpfe der Politik!“, fordert Schoof.
Die Berichterstattung erfolgt in einer entscheidenden Phase: In wenigen Tagen steht die Verabschiedung eines neuen Gesetzes an, das die Zukunft der Biogasenergie nachhaltig gestalten könnte. Daher appellieren wir an unsere Leser:innen, lokale Bundestagskandidat:innen über die Chancen modernisierter Anlagen zu informieren und sie einzuladen, sich vor Ort ein Bild zu machen. Die enge Zusammenarbeit mit den Medien und die Einbindung politischer Vertreter:innen sind essenziell, um die Bedeutung dieser Anlagen weiter zu unterstreichen.
Unsere Mitinitiatoren Henning, Martin und Markus haben bereits gezeigt, wie durchdachte Konzepte und kontinuierliche Innovation Vorreiterrollen schaffen können. Diese Projekte sind Beweise dafür, dass Biogasanlagen eine tragende Säule im deutschen Energiesystem sein können. Die Anhörung im Bundestag am 15. Januar hat uns bestärkt, unsere Arbeit fortzusetzen, um parteiübergreifende Konsens zu erreichen.
Die Bedeutung von Biogasanlagen für eine nachhaltige Energieversorgung ist unbestreitbar. Als nationale Ressource bieten sie Chancen, die es zu erkennen und zu nutzen gilt. Es liegt jetzt an den politischen Entscheidungsträgern, dem Souverän des Deutschen Volkes, diesen Wert Ende Januar 2025 im Bundestag zu manifestieren und ein starkes Bekenntnis zur Zukunft unserer Energieversorgung abzugeben.
Bleiben Sie dran – folgen Sie unseren Beiträgen und informieren Sie sich auf unserer Landingpage sowie in den sozialen Medien über den aktuellen Stand. Gemeinsam können wir ein klares Signal setzen: für eine nachhaltige und innovative Energiewirtschaft in Deutschland.
Die Resonanz der Veranstaltung war mit ca. 50 Teilnehmern ein voller Erfolg.